Aachen nach Clermont sur Berwinne/Belgien, 24 km, Reine Gehzeit 7 Stunden, habe mir Zeit gelassen. 12 Grad, stahlender Sonnenschein, der Wind war aber noch sehr kalt
Wegpunkt/Stationen: Aachen/Burscheid, Morsesnet, Monzen, Henri Chapelle und Clermont sur Berwinne
Pünktlich um 8.00 Uhr gab es Frühstück. Uli und Klaus hatten reichlich eingedeckt. Es schmeckte alles sehr gut, besonders die selbstgemachten Marmeladen und der Joghurt. Schnell kamen wir wieder ins Gespräch. Ich musste mich richtig losreißen. Denn es war bereits 9.00 Uhr.
Nach zahlreichen guten Worten, ging es los. Nicht vom Dom aus, sondern von Burscheid auf den Jakobsweg. Die Zeit und den Weg wollte ich sparen. Uli hatte mir den Weg dorthin gut beschrieben. Und so kam ich schnell an den Strandrand bzw. den Stadtwald.
Da ging es erstmal kräftig Bergauf aber nicht sehr lange. Mir kamen auch schon die ersten belgischen Rennfahrer entgegen. Es sollten nicht die Letzten bleiben.
Bald kam ich auch schon an den Resten des ehemaligen Westwall vorbei (siehe Bild links). Die Grenze nach Belgien war auch schon in Sicht (rechts im Bild).
Auf dieser Strecke gibt es viele Wegkreuze. Seit 1896, nur unterbrochen durch die beiden Kriege, ziehen Menschen in einer Prozession jeden Mittwoch betend nach Moresnet, um für den Weltfrieden bzw. zu Maria zu beten. Vom Wald ging es bergab nach Morsenet. Man hat aber vom Waldrand einen fantastischen Ausblick ca. 20 km bis 25 km über das Tal.
In Moresnet habe ich mir den Kalvarienberg angeschaut. Er wurde 1905 errichtet. Der Kalvarienberg stellt den Kreuzweg Jesus Christus da. Die einzelnen Station werden in künstlichen Grotten dargestellt. Die Grotten und der umgehende Park sind sehr schön.
Moresnet
Kalvarienberg
Dann weiter durch den Ort unter dem mehr als 1000 Meter langen Eisenbahnviadukt hindurch, ging es nach Montzen.
Kerze links ist für Euch
Kerzen
Was einem sofort auffällt in Belgien, es gibt weniger Wälder, dafür mehr Bäume auf den Wiesen und alles ist von Hecken (links im Bild) eingerahmt. Soweit ich weiß, fördert der belgische Staat das finanziell. Auf jeden Fall, ergibt das ein ganz anderes Bild als wie in Deutschland. Die Täler die hier oft ihren Anfang nehmen, sind sehr weit und die Hügel sind sanft geschwungen. Oft folgt der Jakobsweg einem RAVel. Abkürzung für Reseau Autonome de Vois Lentes. Auf deutsch: Unabhängiges Netz langsamer Wege.
Das sind Wege die unabhängig vom sonstigen Verkehrsnetz sind und für Reiter, Fahrradfahrer und Wanderer als Fernwegnetz gedacht sind. Meistens sind die Wege 3 bis 4 Meter breit und asphaltiert. Sie befinden sich oft auf alten Bahntrassen und Treidelwegen. Eine ideale Art sich fortzubewegen. Die Wege sind mit Schranken für Autos gesperrt. Kreuzt ein RAVel eine Straße, ist das auf dieser deutlich und breit in roter Farbe markiert. Schilder weisen die Autofahrer in großem Abstand schon auf den RAVel hin. Oftmal überquert der RAVel die Straße, aber auch über Brücken.
An diesem Samstag muss die halbe Wallonie, der französischensprachige Teil Belgiens auf den Beinen gewesen sein. Überall Radrennfahrer wobei diese die Straße benutzten. Ein Jedermann muss dabei gewesen sein. Das ließ ich aber auch bald hinter mir und erreichte die nächste Anhöhe.
Auch wenn ich es nicht darauf anlegte, ich kam gut voran. Die Sonne schien, die Landschaft war herrlich und die Wege waren einfach. Nur einmal in einem Waldstück, auf einer kaum noch als Straße / Weg erkennbar ein enger Hohlweg mit übersichtlichen Kurven, kamen mir unerwartet eine ganze Kavalkade von Sportwagen und Oldtimer mit überhöhter Geschwindigkeit entgegen. Wie man auf so einer Strecke, wo man eigentlich mit anderen Verkehrsteilnehmer rechnen muss, so schnell fährt, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Das ich nicht zu Schaden kam, grenzt an ein Wunder und ist nicht den Fahren zu verdanken. Als ich das auch hinter mir lassen konnte, machte ich drei Kreuze und meinem Zorn ordentlich Luft.
Bei Henri Chapelle gibt ein einen Aussichtspunkt von den man das ganze Tal der Berwinne überschauen kann. Nach Henri Chapell macht der Jakobsweg einen großen Bogen, um einige Weltkriegs Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Auch wenn dieser Teil Belgiens, wie auch die Ardennen und in der Eifel der Hürtgenwald, einer heftigst umkämpften Gebiete in der Endphase des zweiten Weltkrieges war, mit den höchsten Verlustzahlen die man sich nur vorstellen kann, bereiten mir solche Gedenkorte ein tiefsitzendes Unbehagen.
Das Tal der Berwinne
Also setzte ich alles daran, den Weg abzukürzen. Nur ist nicht jeder Feldweg auf meinen Navi, wo mal im Sommer von soundso ein Traktor über eine Wiese gefahren ist, noch vorhanden. Man könnte auch sagen, ich ging querfeld ein, mit Wagen hinten dran. Ich kann mir das Leben auch selber schwer machen. Nach diesem kräftezehrenden Akt, hatte ich nicht mehr lange bis ich die richtige Straße in Clermont erreicht hatte. Ihr müsst wissen, Jacques hatte mir zwischenzeitlich auf mein Mail geantwortet und mir seine Adresse mitgeteilt.
Auch wenn ich die französiche Mail als Absage verstand. Glücklich angekommen in Clermont, klingelte ich bei Reneé und Jacques Brand, die mich sehr freundlichen empfangen. Der Pilgerwagen wurde in die Garage verstaut und mir wurde mein Zimmer und die Räumlichkeiten gezeigt. Anschließend macht ich mich frisch mit Wäschewechsel. Dann ging ich zu dem älteren Ehepaar ins Wohnzimmer um ein paar Erkundigungen einzuholen. Wie es halt so kommt, tauscht man sich über Familie, Herkunft und das Pilgern aus und auf einmal sitzt man mit am Abendbrottisch. Reneé und Jacques, nehmen seid 2011 Pilger auf und haben ein sehr dickes Gästebuch. Sie machen das für die Gemeinde. Die Beiden sind aber auch zu liebenswert.
Merci, beaucoup Reneé et Jacques
Dann ging es directemont ins Bett.
Bonne nuit