Ich legte mich sehr früh ins Bett um noch zu schreiben. Der Abend ging versöhnlicher zu Ende, als der davor.
Sanxil hatte ich bald hinter mir gelassen. Wenn ich nicht auf die Karte geschaut hätte, hätte ich nicht gemerkt, das ich die Passhöhe Alto de Riocabo bereits erreicht hatte. Danach ging es nur Abwärts. Das war dann auch der anstrengende Teil.
Der Anstieg war nicht bedeutend, die Straße, wenn man sich denn an sie hält, durchgehend asphaltiert. Ich bin, äh, kurz davon abgewichen. Kann aber zu meiner Entschuldigung sagen, das da auch keine Pfeile waren. Man kann sich das Leben selber schwer machen.
So früh war ich noch nie unterwegs. 6:30 Uhr stiefelte ich durchs Dorf. Es war, hm sehr kalt. Ich vermisste meine Handschuhe. Es waren wirklich noch nicht Viele unterwegs. Ich habe nur zwei vor mir gesehen. Das heißt aber nichts.
Morgens bin ich versucht so leise wie ein Mäuschen zu sein, legte ich mir, nachdem meine Mitbewohner aufgestanden waren keine Zurückhaltung mehr auf. Zwar ist meistens eh Aufbruchstimmung angesagt, aber die Störenfriede gehören eher, oder sollte ich sagen gehörten, zu den Langschläfern. Damit war Schluss. Wenn ich etwas kann, das ist das laut reden. Genug davon. Sonst glaubt noch jemand ich wäre rachsüchtig.
Da die Etappe sehr kurz ist konnte ich sie mehr als gewöhnlich genießen. Heute war easy going angesagt.
Orte: Triacastela, San Xil, Montan, Fontearcuda, Furela, Aguiada und Sarria.
Etappe von Triacastela nach Sarria, 18 km , reine Gehzeit 4:10 Stunden. Ich hatte es nicht eilt.
Wetter: kalte 11 bis warme 28 Grad. Über den Wolken, in den Wolken und unter den Wolken. In Sarria strahlend blauer Himmel.
Zurück ich der Herberge war es Zeit Abendessen zu machen. Ich machte gemischten Salat mit Tomaten. Ich hätte aber besser noch Öl aus dem Wagen holen sollen, der Salat war so, sehr trocken. Dazu gab es Ziegenkäse mit Honig. Dem Honig hatte ich einen kleinen Mädchen, zwei Tage zuvor abgekauft. Dann noch Toastscheiben mit Honig bzw. Schinken. Eigentlich war ich schon satt, aber vier ältere Chinesinnen aus Taiwan luden mich zu sich an ihren Tisch ein.
Das moderne Sarria hat sich aber weit ausgebreitet. Das Stadtzentrum ist fast ausschließlich auf Pilgertourismus ausgelegt. In einer der Lokale traf ich die beiden Spanier wieder, mit denen ich in Triacastela das Zimmer geteilt hatte. Sie stammen aus einem Ort in La Mancha. Sie luden mich auf einen Kaffee ein.
Anschließend schaute ich mir die Altstadt an, die unmittelbar hinter meiner Herberge anfängt. Ich glaube jetzt kommen nur noch wichtige Pilgerstandorte. Die Altstadt misst nur wenige Hundert Meter im Quadrat.
Nach der Schönheitspflege war ein Einkauf in einem Supermercardo angesagt. Getränke und Lebensmittel für das Abendessen. Es war bereits nach 16.00 Uhr. Der Friseur um die Ecke sollte wieder auf haben. Ich ließ mir die Harre schneiden, war wieder an der Zeit.
Eine wirklich schöne Herberge, gleich in der Nähe war auch gefunden. Altes Herrenhaus, nur wenige Betten, 23 Stück an der Zahl, eine schön eingerichtete Küche. Was will Hans-Georg mehr. Geduscht, rasiert, Pediküre und Maniküre und schon war ich wie neu. Dann machte ich mir was zu Essen.
Der Großteil von Sarria sieht aus wie eine normale Stadt, wie sie auch in Deutschland könnte. Ich setzte mich auf eine Bank und überlegte was ich tun sollte. Es war noch sehr früh am Tag. Sollte ich weiter gehen? Bis wohin? Auch Manolo der des Weges kam, wollte oder konnte mir keinen Rat geben. Da meldete sich mein Magen. Damit war die Sache klar ich blieb in Sarria.
Die drei jungen Leute trafen etwas nach mir ein. Sie hätten hier sicher bequemer und wärmer schlafen können. Danach ging es weiter Bergab durch mehrere kleine Orte, aber keiner lud mich zum Verweilen ein. Ich bin kein Freund vieler Pausen. Ich wollte erst einmal nach Sarria.
Nach Gestern merkte ich das deutlich in den Knien. Bei der Kirche und Friedhof von Montan traf ich drei junge Leute die ihr Nachtlager abbauten. Die hatten unter dem Vordach der Kirche zwischen den Gräbern Schutz gesucht.
Jetzt kommt was ich das ich schon kannte, sie hatten viele Fragen zu Deutschland. Das hier war aber ein anderes Kaliber. Die Redelsführerin, die übersetzte, hatte es Faustdick hinter den Ohren und Haare auf den Zähnen.
Triacastela um 6.30 Uhr. Menschen leer
Von wegen asphaltiert!!!!!!!!!!!
Wenn man den richtigen Weg nimmt,
sieht das Ganze so aus.
Im Ort selber stieß ich auf einen Bauernhof mit Aussteigern. Dort könnte man sich gegen eine kleine Spende verpflegen. Ich genoss einen Kaffee und zwei noch warme Eier. Auf dem Donnerbalken bekam ich noch einen Wink mit dem Zaunpfahl, bald nach Hause zurück zu kehren. Das Ganze erinnerte mich eigentümlich ab meinen Kleingarten und zum anderen war auf dem Klo eine Spiegelausgabe vom 18. März 2023. An dem Tag war ich in Hamburg in der Jakobi Kirche gestartet. Zufälle gibt es. Einbildung ist auch eine Bildung.
Aussteigerparadies