Auf jeden Fall bekommt man den restlichen Abend, und der ist kurz genug, so auch schnell rum. Ich war an dem Abend im Bett noch lange wach und hab Berichte geschrieben.
Etappe von Marsac nach Le Chatenet en Dognon, 30 km, reine Gezeiht 7:40 Stunden.
Wetter: Sonnig, lockere Bewölkung, 13 bis 20 Grad
Orte: Marsac, Arrenes, Fil en Poche, Saint-Gossaud, Chatelus-le-Marcheix, Virareix, Les Billanges, Saint-Laurant-les-Eglises und Le Chatenet en Dognon.
Wenn mein Entschluss den Roucamador-Weg durch das Zentralmassiv nicht zu gehen, bereits festgestanden hätte, dann nach dieser Etappe. Sie gehörte bestimmt mit zu den anspruchsvollsten, mit 750 Höhenmetern.
Nach der Feier gestern Abend, sind wir etwas später als sonst aufgestanden. Dann gab es noch ein zünftiges Frühstück von Ruud.
Ralf hielt es nicht lange aus und war der Erste der aufgebrochen ist. Ich kann nicht mehr sagen wie viel früher. Assunta, Harold und ich sind dann gemeinsam von Labalade aufgebrochen. Es ging dann bald mit ein paar knackigen Steigungen los, das war aber noch auf Straßen.
Später kamen wir dann an eine alte römische Passstraße. Vergesst alles was ihr je über Römerstraßen gehört habt. Das hier war der reinste Horror. Wir reden hier von steilen Anstiegen oder Gefällen mitten im Hochwald. Also freie Bahn für Sturzbäche aller Zeiten. Die haben nicht mehr viel von der Straße, falls sie jemals ausgebaut war, übrig gelassen. Tiefe Rinnen und Spalten, wechselten sich mit losen Geröll und kindskopfgroßen Steinen ab. Der Weg war auch nicht eben, sondern oft schräg und kurvenreich, eng und an den Rändern erhöht. Man müsste schauen wo man seinen Fuss hinsetzte, aber auch den Wagen noch unter Kontrolle halten. Hier waren meine beiden Begleiter sehr hilfreich. Sie passten nicht nur auf das ich den Anschluss nicht verpasste, sondern gingen mir auch zur Hand, wenn der Wagen umgestürzt war. Was sehr häufig passierte, oder auch bei zwei Bachüberquerungen, wo die Brücken deutlich höher als der Boden war und mir halfen den Wagen anzuheben.
Im großen und Ganzen überwog die nervliche Belastung, die körperliche. Wir machten zwei Pausen, eine davon in Les Billanges, wo wir unsere Brotvorräte auf gegessen haben. Leider konnten wir in den lokalen außer Getränken, kein Essen ergattern. Auch fanden wir auf der ganzen Strecke keine Einkaufsmöglichkeit. Was sollten wir am Abend essen? Auf jeden Fall hätte die Strecke weitere solche wie oben beschriebenen Abschnitte.
Als vor Saint-Laurant-les-Eglises eine Strecke durch den Wald gehen sollte, wo ich wählen konnte zwischen Schlammloch oder über Stock und Stein, warf ich entnervt das Handtuch und entschied mich für eine andere Route. Ich trennten mich von Assunta und Herold und ging einen Umweg über die Straße. Bei der Gelegenheit holte ich mir in Saint-Laurant-les-Eglises bei der Mairie einen Stempel. Danach ging es hinter den Ort wieder auf den Jakobsweg, hinab in Richtung der Flußquerung über den Taurion.
Auf der anderen Seite schaute ich mir kurz den Jakobsweg an der dort direkt in den Wald führte. Der sah aber nicht sehr einladend aus. Also die letzten Kilometer die steile gewundene Straße hoch, begleitet vom Autoverkehr.
Unser Domizil heute war ein Chalet, als größere Hütte kann man es bezeichnen, auf dem Reiterhof Eurocentaure. Als ich ankam saß dort Ralf ganz entspannt auf einer Bank und begrüßte mich und wies mir den Weg. Meine beiden anderen Begleiter waren eine halbe Stunde vor mir angekommen und Harold kam gerade aus der Dusche. Ich beschloss es ihm gleich zu tun. Leider war das Wasser nicht wirklich heiß zu nennen. Assunta hatte das Problem nicht. Hm?
Assunta hatte es vorgezogen nicht im Einzelzimmer zu schlafen, nachdem sie dort einen toten Käfer in der Bettwäsche gefunden hatte, sondern bei den Jungs oben. Also nahm ich mir das Zimmer. Ihr könnt mir glauben, ich habe gründlich nachgesehen. Das Chalet war ganz nett, hätte aber mehr Hygiene und Ausstattung gebrauchen können. Ich empfand die Bude als muffig. Wir haben auch nicht verstanden warum kein Essensservice angeboten wurde. Da war Ruud deutlich geschäftstüchtiger. Es wäre dem Betreiber doch ein leichtes auf Anfrage für Morgens Baguettes und Croissants mitbringen oder den Kühlschrank aufzufüllen. Also blieb unser Problem bestehen.
Von Ruud hatten wir eine kleine Tüte mit Maccaroni mit bekommen, höchstens 400 Gramm und jeder irgendeine andere Art von Thunfisch Salat in der Dose. Ich hatte noch eine Tüte für einen Liter Suppe und Assunta einen Rest Reis. Dazu ein wenig Obst und einen Rest Schokolade und altes Brot. Die Nudeln ließen wir Recht lange kochen, damit es nach mehr aussah, nach dem wir raus gefunden hatten wo der Gashahn für den Herd ist. Die Suppe und der Reis waren auch schnell gemacht. Den Inhalt der Dosen warfen wir zusammen und aßen ihn mit den Nudeln. Ein Rest wanderte bei dem ein oder anderen in der Suppe.
Erstaunlicherweise waren wir satt geworden. Das ganze hatte mittlerweile eine Hütte Gruppendynamik entwickelt, wo alle ihre Stärken einbrachten. Eine richtig tolle Pilgergruppe
Was bei uns Recht viel Zeit in Anspruch nahm, ist das suchen von Herbergen. Wo ist nächste verfügbare Herberge bzw. Unterkunft? Wie weit ist es bis dort? Ist das zu kurz oder zu lang? Ist das auf dem Jakobsweg, oder wie weit daneben? Was kostest es und wie bringen wir Assunta unter? Mit jemand anderem im Doppelbett geht nicht. Das ganze am besten für zwei Tage. Aber leider sind viele Herbergen besetzt oder man bekommt unhöflicherweise nicht mal einen Rückruf. Dann beginnt die Planung von vorn. Ich bin ehrlich, ich habe mich da auf die anderen verlassen.