Verlust, abwechslungsreiche Etappe, große Anstrengung, Jakobsweg

Montag, 22. Mai 2023

Was ich immer sehr bedauere, das in solchen Unterkünften, die Menschen immer alle kollektiv früh ins Bett gehen. Wenn man nicht stören möchte ist man gezwungen, es ihnen gleich zu tun. So konnte ich leider keinen mehr Bericht schreiben.
  

Etappe Eguzon nach La Souterrain, 29 km, reine Gehzeit 9,30 Stunden, 13 bis 21 Grad, anfangs bewölkt, Regen, hohe Luftfeuchtigkeit, später Aufheiterung

Orte: Eguzon, La Feyte, Vitrat, Crozant, Les Coublines, La Chapelle Baloue, Saint-Germain Beaupre, Le Boucheron, Saint-Agnant de Versillat und La Souterraine

Ich hatte die meisten Sachen bereits am Abend zuvor gepackt, also war ich diesmal früh fertig um 7:45 Uhr. Angela war noch nicht so weit. Es war wieder Zeit Abschied zu nehmen. Frisch und munter machte ich mich mit großen Schritten auf den Weg. Meine Gamaschen, zusammengefaltet so groß wie eine Kinderfaust, störte mich in der rechten Hosenbeintasche, wegen dem Wagen. Links habe ich keine. Also nahm ich sie raus und steckte sie in die linke Jackentasche. So jetzt nehmen wir alle kollektiv die flache Hand und schlagen uns vor die Stirn. Wie dumm kann man nur sein. Da gehören sie bestimmt nicht hin. 

Nach zwei Kilometern kam ich an einen Bachlauf. Es war nicht ganz einfach trockenen Fußes hinüber zu gelangen. Es waren keine Trittsteine ausgelegt. Mit etwas Glück, Geschick und einem gewagten Sprung kam ich mit Wagen drüben an. Nach einigen Schritten, füllte ich nach den Gamaschen. Sie waren nicht mehr da. Ich ließ den Wagen stehen wo er war und überquerte den Bach erneut und suchte den Weg ab. Kleine Anekdote am Rande, es gab eine Brücke. Die hätte mir nur mit dem Wagen nicht genutzt. Der Weg auf der anderen Seite war mit Wagen unpassierbar. Ich lief den Pfad zurück und suchte auf den Boden. Unterwegs begegneten ich Angela. Die hatte sie aber auch nicht gesehen. Ich lief die ganzen zwei Kilometer zurück. fand aber nichts. Auch nicht als ich mich auf den Weg zurück zum Wagen machte. Da entdeckte ich zu mindestens die Brücke. Wenn niemand die Gamaschen aufgehoben hat, können sie nur in den Bach gefallen sein. Meine Stimmung war am Boden. Das Ganze hatte mich zudem eine Stunde meiner Zeit gekostet. Ich musste weiter. Es fing auch noch an zu regnen. Na bestens. Für den Abend war ein Gewitter angesagt und das jetzt ohne Regengamaschen. Da würden die Schuhe von der Hose her voll Wasser laufen.  

Also galt es vor dem Gewitter anzukommen. Ich hielt das Tempo hoch. Schwierige Waldpassagen, Schlammlöcher auf Feldwegen und der Regen konnten mich nicht aufhalten. Meine Schuhe sahen, zwar jetzt schon aus wie Sau. Ganz trocken waren sie auch nicht mehr. Die Etappe hielt einiges an Abwechslung für mich bereit. Der Jakobsweg, der hier ausgezeichnet ausgeschildert ist, versucht in dieser Region, soweit wie möglich eigene Pfade zu beschreiten. Das die nicht immer für mich geeignet sind ist klar.

Mittags hörte der Regen auf und die Sonne kam raus. Die Luftfeuchtigkeit, bei den schnell steigenden Temperaturen, wurde bald unerträglich. Langweilig wurde es nicht. Es ging entlang an malerischen Bachläufen, durch schattige Hohlwegen, über Wiesen, Schotterwege, Wälder. Wenige Kilometer vor meinem Ziel, kam ich an ein Wasserloch mitten über den Weg. Mit dem Wagen zusammen zu überqueren, war nicht zu denken. Ich hatte mir nach meinen Erlebnissen am Bach, etwas einfallen lassen. Ich Band die Paracord Schnur an der Deichsel des Wagen fest und wollte den Wagen rüber ziehen. Als ich bereits drüben war., Und am Seil zog hatte ich nur eine kurze Schnur erwischt. Der Rest fiel runter. Ich konnte dennoch den Wagen hinüberziehen.

Natürlich war die Strecke länger als die geplanten 32 km. Allein die Aktion am Morgen hat mir 4 zusätzliche Kilometer eingebracht. Ich war ziemlich durch. Die lange Strecke, die hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit machten mir sehr zu schaffen. Ich brauchte diesmal lange um die Unterkunft zu finden. Entsprechend erschöpft kam ich an.

Die private Pilgerherberge von Madame Claudine Marcuit stellte sich als Recht groß heraus. Es waren viele Leute da. Eine deutsche Dame, die fließend französisch sprach kümmerte sich um mich und holte Madame Claudine. Die könnte sich leider nicht mehr an meine Reservierung erinnern und hatte es leider auch nicht aufgeschrieben. Die Dame aus Deutschland, Susanne wie sich später herausstellte, sprach aber Claudine gut zu und es wurde eine Lösung gefunden.

Ich zog bei zwei Damen ins Zimmer und musste noch nicht Mal im Etagenbett oben schlafen. Es ist nicht ungewöhnlich, das in Pilgerunterkünften Männer und Frauen zusammen schlafen. Oftmals geben das die Räumlichkeiten nicht her seperate Räume zuhaben. Später kamen wir alle zum Abendessen zusammen. Wir waren zu elft. Susanne, Claudine, Pierre der Bretonen und ein älteres niederländisches Ehepaar, Harold ein junger Niederländer, wie sich auf meine Nachfrage hin herausstellte besagter Ralf aus Saarbrücken, Assunta aus Österreich, ein weiterer Franzose, eine Französin die auch den Roucamador-Weg gehen wollte und ich. 

Das Essen war einfach, aber Genial. Es gab neben Salaten und Vor- und Nachspeisen als Hauptgang ein Soufflé. Der obligatorische Käse durfte natürlich nicht fehlen. Wir alle mussten erzählen woher wir kamen und wohin wir wollten.  


Dünne hatte die Strecke gerade bewältigt, und saß hier fest weil sie ihren Zug verpasst hatte. Aber sie ist eine extrem erfahrene Pilgerin.

Am Ende gab es eine große Überraschung. Susanne hatte heute Geburtstag. Madame Claudine war aber nicht ganz unvorbereitet. Es gab einen Geburtstagskuchen und Blumen. Der ältere niederländische Herr spielte Mundharmonika. Ein gelungener Abend mit so vielen Pilgern wie noch nie. Richtige Pilgerstimmung. 

Ich hatte unterwegs Schilder gesehen die für eine Herberge in Marsac warben. Die hatte ich fotografiert und dort vor dem Abendessen angerufen und reserviert. Wie sich herausstellte hatten Ralf, Assunta und Herold auch dort reserviert. Also würde ich sie dort Wiedersehen

besagter Bachlauf

Durch dick und dünn

Ab ins Grüne

Ich teilte mit, das ich aus Zeitgründen nicht mehr durch das Zentralmassiv gehen würde. Sondern das ich weiter nach Limoges gehen würde, um von dort nach Toulouse zu fahren und von dort meine Reise fortzusetzen. Das ist aber nicht der einzige Grund. Ich traue es mir mit dem Wagen auch nicht zu. Die Strecke ist gewaltig, mit tausenden von Höhenmetern, mit wie ich finde unzureichender Anzahl von Quartieren. 

Mühle ohne Mühlenrad

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