Als wir gingen, viel Mikel auf das er seine Sonnenbrille irgendwo liegengelassen habe musste. In dem entsprechenden Lokal sagte man ihm das eine Frau die Brille an die Polizei übergeben hat. Wir fanden aber keine Polizisten. Die Beiden zogen enttäuscht ab. Ich ging zum zentralen Platz und fand auch ein Polizeiauto, aber keine Polizisten. Ich blieb aber geduldig. Dann kam ein weiteres Polizeifahrzeug. Ich hatte kaum angefangen meinen Spruch aufzusaugen, da übergab mir der Polizist auch schon die Brille. Ich bedankte mich artig und ging freudestrahlend in die Herberge. Mikel war happy. So hatte ich mir das Bier ehrlich verdient. Der Rest des abends war Routine. Ich fand aber diesmal nur schwer Schlaf.
Orte: Logrono, Navarete , Ventosa und Najera
Etappe von Logrono nach Najara, 30 km, reine Gehzeit 6:37 Stunden.
Wetter: Heiß, 16 bis 33 Grad, nichts was auch nur entfernt nach Wolken aussah
Nach Navarete wurde der Weg beschwerlicher. Loser Sand und große Kieselsteine versuchten mir zu trotzen vergeblich. Die Schotterstrecke an der Autobahn setzte aber meinen Füßen sehr zu. Daher nahm ich, den Abzweig nach Ventosa, wie andere Pilger auch. Für eine Essen- und Trinkpause, auch gerne einen Umweg in Kauf. Zudem wurde ich vom Englishman auf eine Cola eingeladen.
Bis nach Navarete ging es in einem Rutsch durch. Dort sah ich mich in der Kirche um und wurde glatt erschlagen von der Pracht. Das stellte alles in den Schatten was ich bisher gesehen hatte. Hier fand der Hochaltar seine Fortsetzung bis in die Zentrale Kuppel. Muss man selbst gesehen haben, sonst glaubt man es nicht.
Der Morgen war herrlich und der Weg aus der Stadt raus bis nach Navarete sehr schön. Die Etappe ist nicht gerade kurz, aber auch nicht lang zu nennen. Da es sehr heiß werden sollte, galt es, sich zu beeilen.
Am Morgen habe ich ordentlich gefrühstückt, ich war aber kurz nach sieben unterwegs.
Auf der Anhöhe von San Antonia, die einzig nennenswerte Steigung, hatte ich für 5 Sekunden Panik. Der Weg, gerade an dieser Steigung war unterirdisch. Genau wie ich und mein Wagen ihn nicht mögen. Ausgetreten, ausgewaschen, Felsstufen und kopfgroße Kieselsteine.
Ich sollte wenn ich das Wort Römerstraße sage, egal in welcher Sprache, rausnehmen. Diese Wege haben mit den Römerstraßen von einst nichts mehr zu tun.
Nach der Anhöhe ging es nach Najara nur noch bergab. Aber es dauerte noch etwas, mittlerweile war die Temperatur auf 31 Grad gestiegen. Grund sich noch mehr zu beeilen.
Ein Amerikaner der voraus ging, rief mir zu, das der Weg nach hundert Metern besser wurde. Er behielt recht. Also stellte ich mich auf die Hinterbeine und legte los.
In Najara ging es aber dann richtig zur Sache. Ich hatte etwas Mühe den Weg zur Herberge zu finden. Die Stadt war im Ausnahmezustand. Gestern war in Logrono noch Noche de San Juan, so war hier Fiesta de San Juan.
Nicht nur das überall gegrillt wurde und Familien, Vereine und Gesellschaften in den Straßenlokalen saßen und feierten, nein tausende angereiste Jugendliche bevölkerten die Stadt. Habe ich bevölkert geschrieben? Sie verwandelten es in ein Tollhaus. Die Jugendlichen waren in ehemals weiße T-Shirts gekleidet, mir allerhand Parolen und Liebeserklärungen beschrieben. Die Shirts waren jetzt aber zerfetzt und Rotwein durchtrenkt. Wein wurde in alle Richtungen gespritzt, Wein flog aus Fenstern. Menschen drängten sich dicht an dicht zusammen. Es ging sehr freizügig zu. Die Jugendlichen waren weit davon entfernt noch nüchtern zu sein. Für mich so etwa wie Initiationsritus. Sowas hätte ich in Spanien so nicht erwartet. War aber lustig anzuschauen, solange man genügend Abstand hielt. Abends wurde es dann etwas ruhiger. Die Kinder waren erschöpft, oder schlichtweg betrunken. Dann hatte das Ganze etwas von einem sehr schönen Stadtteilfest.
In der städtischen Herberge wurde ich von 2 Niederländerinnen begrüßt, die hier für 2 Wochen als Freiwillige tätig sind. Nette Anlage und vor allem mit Klimaanlage.
Es hatten sich die üblichen Verdächtigen eingefunden. Wir bevorzugen scheinbar die gleiche Art von Herbergen. Natürlich waren auch neue Gesichter dabei.
Dort traf ich dann die zwei jungen Amerikaner Mikel und Reeves aus Indiana. Sie suchten etwas warmes zum Essen. Das war aber an diesem Tag vergeblich. Sie holten sich eine Kleinigkeit zu essen und setzten sich zu mir, mit einen Bier. Wir haben uns viel über Fußball und American Football und das Footballteam von Notre Dame, meiner Lieblingsmannschaft, unterhalten.
Nach dem ich mich etwas regeneriert und gegessen hatte, hielt mich natürlich nichts mehr in der Herberge. Auf zur Fiesta!!!!!!!Ein wenig Atmosphäre schnüffeln. Ich hielt mich nahe am Fluss auf. Dort gab es jede Menge Lokale.
Camino durch den Park
Pilger und ich im Park