Ein verlorenes Wettrennen und Niederlage auf der ganzen Linie

Freitag, 09. Juni 2023
 

Während ich da saß und schrieb, machte sich Pierre als großer Schnarcher bemerkbar. Gut das ich meine Ohrenstöpsel dabei habe. Später wurde es aber ruhiger. Oliver würde noch mal 14 Km weiter gehen, aber vielleicht trifft man sich ja wieder. Die Orte bis zum Somport Pass sind überschaubar. In vier Tagen würde ich über den Pass gehen. Die Etappen stehen fest.

Etappe von Maubourguet nach Morlaas, 33 km, reine Gehzeit 8 Stunden.
Wetter: 16 bis 26 Grad, 5 Stunden Dauerregen, strahlender Sonnenschein und ein Gewitter

Ich hatte die meisten meiner Sachen bereits Abends in die Küchenhütte gebracht, so gelang es mir leise das Chalet zu verlassen. Ich war wirklich mal der Erste. Entgegen seiner Ankündigung war Hans noch in seinem Zelt. Ich hatte angenommen er hätte bereits alles eingepackt. Ganz so unbemerkt bin ich dann doch wohl nicht geblieben, Hans gesellte sich zu mir. Unserer beider Hoffnung, das wir dem Regen 1 oder 2 Stunden vor eilten könnten erfüllte sich nicht. Noch während wir mit packen beschäftigt waren, fing es an zu regnen. Na wenigstens war Hans Zelt bereits verpackt. Jetzt mussten wir uns nur noch Wetterfest machen. Bei mir kamen Poncho und die neuen Regengamaschen zum Einsatz. Da ich sie nicht anprobiert hatte, musste ich jetzt feststellen das sie sehr, sehr klein sind Fast wie für Kinder. Da war ich bei Intersport nicht gut beraten worden.  

Jetzt hatte ich aber keine Zeit fürs rummosern, es war bereits nach 7.00Uhr. Noch einmal Fotos von Hans und mir gemacht und ab ging es. Am Ortsausgang bin ich noch ein Weile von einem Beagle begleitet worden, aber da der Verkehr zu nahm,  jagte ich ihn weg. Mir war gestern schon klar , das ich bei Regen vollständig auf Straßen ausweichen würde. Ich war auch überall fündig geworden. An manchen Streckenabschnitten,  zum Beispiel bei extremen Gefälle auf rutschigen Untergrund, halte ich den Jakobsweg für gefährlich. Ich kam trotz des Regens gut voran. 

Während der Regen an Stärke zunahm, merkte ich das meine Schuhe voll Wasser liefen. Noch war das nicht unangenehm. Das sollte sich aber noch ändern. Bisher hatte ich erst 10 Km hinter mir. Das Ganze ging so 4,5 Stunden im strömenden Regen weiter. Was nicht vom Regen nass war, machte der Schweiß nass. Es war ja nicht kalt. 

Gehen halb eins kam die Sonne wieder raus und es wurde wieder heiß. Bisher hatte ich erst die Hälfte der Strecke geschaft. Ich betrachtete den Himmel mit Sorge. Die Wolken türmten explosionsartig auf und auch der erste Donner war zu hören. Ich war gerade ansatzweise trocken geworden und wollte nicht erneut in den Regen kommen. Also holte ich alles aus mir heraus. Jetzt machten sich die aufgeweichten Füße schmerzhaft bemerkbar. Die Belastung war einfach zu groß.

Nicht ganz einen Kilometer vor der Herberge ging es los. Die Gamaschen hatte ich entgegen dem Poncho gar nicht erst ausgezogen. So war ich schnell bereit. Um das Ergebnis abzukürzen, das Wasser lief in Strömen an mir runter und die Schuhe war so was von nass.

Wenigsten wurde ich freundlich schon von weitem mit einem Bonjour Monsieur Klein begrüßt und herbei gewunken. Die Herberge befindet auf dem Gelände des örtlichen Campingplatzes und des Schwimmbades, und hinter dem Sanitärbereich befindet sich 4in Küchenraum und einem Schlafraum für 8 Personen. Die Empfangsdame sagte ich soll mich erst erholen und dann würden wir die Formalitäten erledigen. 

Ich hängte meine triefenden Sachen auf und stopfte die Schuhe mit Papier aus. Dann ging's ans Duschen. Da meine Sachen entweder nass oder total verschwitzt waren, wie man es sich nicht mal in seinen Träumen ausmalen kann, waren komplett, frische Sachen angesagt. Dann ging ich zum Empfang, registrierte mich, bezahlte und erhielt einen Stempel.

Ich vergaß zu erwähnen, das ich nicht alleine war. Ein älterer französischer Herr,  der jenseits der Achtzig war, stellte sich mit als Pierre vor. Er kam aus der Isle der France. Er war in Montpellier gestartet, eine Variante des Weges von Arles. Er wunderte sich nur das ich schon anfing mir essen zu machen, ich teilte ihm mit das ich bisher nur einen Jogurt gegessen hatte. Nach dem Essen schneite noch so eine nasse Katze rein, es war Oliver, den ich in Auch kennengelernt hatte. 

Das gab ein Hallo. Später aßen die Beiden gemeinsam zu Abend. Pierre hatte Suppe und Omelett gemacht. Oliver gab uns ein Bier aus und es wurde viel erzählt. Pierre war in jungen Jahren zu erst Schlachter in einem Schlachthof ausgebildet worden. Später arbeitete als Archivar in einer Privatbank. In späteren Jahren, als die Elektronik immer mehr Einzug hielt, wurde Pierre mit vollen Bezügen, in der vorzeitigen Ruhe-, oder besser Unruhestand geschickt. Seither reist er mit oder ohne Frau durch die Weltgeschichte und erfüllt sich den einen oder anderen Jugendtraum. 

Jetzt ist er auch auf den Weg nach Santiago. Etwas langsamer als Andere, aber mit großer Zuversicht. Stück für Stück. Die Beiden gingen vor 22.00 Uhr zu Bett, da war ich noch am Schreiben. Ich konnte mir Zeit lassen. Ich hatte vor, Morgen nur nach Lescar zu gehen, dem Ort gleich hinter Pau, der regionalen Hauptstadt, ganze 17 Km. Dort gab es wieder ein kommunales Gute. Ich wollte nochmal regenerieren und Intersport und Decathlon aufsuchen. Die waren ganz in der Nähe von Lescar 

Orte: Maubourguet, Lahitte-Toupiere, Vidouze, Luc-Armau, Lucarre,Momy, Anoye, Gabaston, Saint-James und Morlaas

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