Da wir ausgehungert waren und der Wind frisch war hatte Ruud in einer Metallwanne ein Feuer entfacht und legte den ganzen Abend nach. Das Abendessen, ein Curry-Gericht war sehr lecker, dem Wein wurde gut zu gesprochen und die Stimmung war ausgelassen und hervorragend. So wünscht man sich öfters nach aller Anstrengung einen Abend unter Pilgern. Spät am Abend hatten wir nochmal Hunger und Ruud hat für uns Würstchen frittiert. Viel später als üblich zogen wir uns dann zum Schlafen zurück.
Etappe von La Souterraine nach Marsac, 30 km, reine Gehzeit 6 Stunden, Grau in Grau, 13 bis 16 Grad.
Orte: La Souterraine, Saint-Priest-la-Feuille, Chamborand, Benevent -l'Abbeye und Marsac.
Das Frühstück war für meinen Geschmack etwas spät. Alle machten sich nach und nach auf den Weg. Ralf war einer Ersten. Harold und Assunta, das ist italienisch und heißt die in den Himmel aufsteigt, wollten zuerst noch zum Lidl. Ich war der letzte der Aufbrach.
Ich legte gleich ein hohes Tempo vor um vielleicht Jemand einzuholen von den Dreien, hatten wir doch das gleiche Domizil für den Tag ausgewählt. Es gelang mir aber nicht. Der Anstieg an Länge und Häufigkeit, fiel nicht so heftig aus wie erwartet. Auf allen Wegen könnte ich gut mit dem Pilgerwagen fahren. Es war eine sehr angenehme Tour.
Nur das Wetter verfärbt mir ein bisschen die Stimmung, wenn alles so eintönig ist. Bei einem Stausee kam ich gerade zurecht, wie bei einer Wassermühle gerade das Mühlrad wieder angeworfen wurde. Ich hielt mich ganz brav an den Jakobsweg.
In Benevent-l'Abbeye machte ich 45 Minute Pause. Schaute mir die Abtei-Kirche genau an und entzündete eine Kerze. Bis Marsac war es nicht mehr weit.
Wobei die Herberge namens Labalade schon bereits außerhalb war. Beim ersten Mal bin ich aber daran vorbei gelaufen. Angekommen, würde ich von Ruud dem Hausherren begrüßt. Ruud stammt aus den Niederlande. Dort arbeitet er im Winter als Koch. Er war auch früher DJ, Skilehrer und Messebauer. So eine Art Alleskönner. Im Sommer verdient halt sein Brot mit der Betreuung von Pilgern. Das macht er ganz gut.
Ralf war bereits da. Die anderen Beiden aber zu meinem Erstaunen nicht. Zuerst gab es aber ein Glas Rotwein auf Kosten des Hauses. Wir bekamen jeder ein kleines Büchlein, wo wir unsere Getränke notieren sollten, für die spätere Abrechnung. Das Gespräch ging hin und her. Jeder erzählte von sich, seiner Arbeit und seiner Reise. Nach fast einer Stunde trafen dann Assunta und Harold ein. Das gab ein großes Hallo, gerade mit Harold, dem Landsmann von Ruud.
Ich hatte zwischendurch mich geduscht und meine Schmutzwäsche, als so ziemlich alles, in die kostenpflichtige Waschmaschine geworfen. Ihr müsst euch Labalade so vorstellen. Links vom Gartentor steht ein recht wüster Schuppen, wo auch die Waschmaschine drin steht und ein Fahrzeugpark alter Fahrzeuge. Im Haus rechts davon gibt es unten die große Küche und ein Wohnzimmer mit Esstisch. Oben ist ein Gästezimmer mit zwei Doppelstockbetten, einem Badezimmer und dem Schlafzimmer von Ruud. Links am Haus gibt es noch einen Raum mit Duschen und Toiletten. Auf dem weitläufigen Gelände stehen noch zwei hölzerne Wohnwagen, was sonst, mit zwei oder drei Betten drin. Ich war nicht drin.
Harold und Assunta nahmen je einen Wohnwagen. Ralf und ich schliefen im Haus. Während Ruud das Abendessen vorbereitete, erzählten wir uns unsere Tageserlebnisse. So erfuhr ich warum die Beiden nicht vor mir gewesen sind, da das Einkaufen so lange gedauert hatte.
Wir saßen links am Haus in einem nach vorne offen Raum. Der Raum war angefüllt mit allerlei Erinnerungsstücken, und vielen leeren Flaschen, einem großen Kühlschrank, Weinregal und einer Friteuse. Ruud hatte Musik auf gelegt. Ein wenig schräg alles, aber witzig. Ralf der Weinkenner, hatte sich zwischenzeitlich über den Wein hergemacht und schenkte aus. So begann ein lustiger Abend.