Freitag, 16. Juni 2023

Leichte Etappe aber schwerer Tag

Das Abendessen gab es um 20.00 Uhr. Es gab zu erst einen riesen Topf Eintopf, Brot, Wasser und Wein. Dann gab es Tortilla. Alles richtig lecker. Zuvor hat uns der Hospitalie in eine Kirche geführt und uns den Wohnturm des Ortes gezeigt. Die Kirche war sehr eindrucksvoll für so einen kleinen Ort. An die überbordende spanische Sakralkunst muss ich mich noch gewöhnen. Der Abend klang dann aus. Man glaubt ja gar nicht wie früh Pilger schlafen gehen. Wobei bis alles zur Ruhe kommt das dauert. Oft ist die Nacht schon um 5.00 Uhr zu Ende.  

Orte: Jaca, Santa Cilia, Punta La Reina der Jaca und Arres f

Etappe von Jaca nach Arres, 25 km, reine Gehzeit 6 1/2 Stunden.
Wetter: 12 bis 28 Grad, blauer Himmel, zum Abend wurde es zunehmend diesig

Es ging durch die schlafende Stadt. Die ersten 9 Kilometer waren so einfach, das ich sie schon langweilig fand. Ich hatte sogar Cisco und Marti eingeholt und hinter mir gelassen. Aber man sollte vorsichtig mit dem was man sich so wünscht. Den danach ging es schnurstracks den Berg hoch, wieder mal auf einer alten Römerstraße. Lang, steil und steinig. 

Um 6.00 Uhr bin ich aufgestanden, dann gab es das Omelett von gestern Abend zum Frühstück. Diesmal war ich wirklich um 7.00 Uhr unterwegs. Vorbereitung lohnt sich. Nicht das ich der Erste gewesen wäre, die anderen Frühaufsteher schnappen sich einfach ihren Rucksack nach dem waschen und sind weg, aber das tangiert mich weiter nicht. 

In Santa Cilia erreichte ich wieder die "Zivilisation" und machte in einem kleinem schattigen Park, ich meine wirklich klein, eine Essenspause. Es wurde auch Zeit das gelbe Hemd auszuziehen. Einen Trinkwasserstelle gab es auch. Wärend ich da sitze, kommen zwei Französinnen, etwa mein Semester, an. Die Eine hat auch einen kleinen Wagen für einen kleinen Rucksack mit. Wir kommen ins Gespräch. Es sind zwei Schwestern.

Die beiden Spanier zogen wieder an mir vorbei. Ich erwarte sie erst in Arres wieder zu treffen. Ich ließ sie ziehen und nahm das Tempo raus. Ist ja kein Wettrennen. Ich war auch nicht traurig als es wieder runter ging.

Die eine Schwester ist nur noch bis Morgen dabei und wird dann von ihrem Ehemann, der die Beiden mit dem Auto begleitet, abgeholt. Die Andere geht nach Punta La Reina und von dort auf den Camino del Norte. Durch das Gespräch viel mir auf wie lange ich bereits Pause machte und verabschiedete mich. Der Weg nach Punta La Reina der Jaca ist kaum der Erwähnung Wert. Er ging halt parallel zur Straße bzw. direkt neben der Hauptstraße entlang. 

Der Camino führte nicht nach Punta La Reina de Jaca hinein, aber direkt ans Ufer des Rio Aragon bei der namensgebenden Brücke. Wie gerne hätte ich meine Füße hineingehalten, aber der Fluss hatte hier ist eine beträchtliche Fließgeschwindigkeit. Bei der Wärme war die Versuchung groß es doch zu machen.

Hinter dem Ort nahm der Camino, die Straße nach Arres. Die Straße war sehr eng und mir kamen laufend LKWs  entgegen. Als ich dann an einen Wegweiser kam mit dem Hinweis auf die Herberge und auch mein Navi meinte das sei der offizielle Camino, entschied ich  mich diesen Weg zu nehmen. 

Die Stufen am Anfang die ich nehmen musste stören mich auch nicht weiter. Würde bestimmt besser  werden. Dreimal Irrtum. Der offizielle Weg führt an Arres vorbei und man kann ganz gemütlich die, wenn auch steile, Straße nehmen. Das Hinweisschild war selbst gemacht und der Weg wurde leider nicht besser. Der Weg strotzte nur so vor Felsen und war total ausgetreten. Unbefahrbar für den Pilgerwagen. Ich mühte mich ab so gut ich es konnte, aber es ging nicht so Recht voran. Dann tauchten Cisco und Marti wie aus dem Nichts auf. 

Als Cisco sich an dem Wagen versuchte, könnte ich nicht lange zusehen. Mir war das unangenehm genug. Wie hielten an und ich trennte Rucksack vom Wagen. Was ich hätte viel früher tuen sollen. Cisco nahm meinen Tagesrucksack zu seinem dazu, Marti den Wagen und ich den großen Rucksack. So erreichten wir nach nicht allzu langer Zeit Arres und die Herberge. 

Wie ich später erfuhr, hatten sie sich die Zeit etwas in Punta La Reina vertrieben. Zuerst half mir Cisco den Wagen zu tragen. Dann zog ich die Karre mit aller Gewalt weiter, ohne Rücksicht auf den Rucksack. Das hinterließ deutliche Spuren. Ich sage nur, hervorragende Wurzel. Aber war ein bis  zwei Kilometer. Ich war völlig erschöpft.

Hier in Arres ist die Unterkunft, das Abendessen und das Frühstück kostenlos. Man gibt am nächsten Tag soviel wie man möchte oder kann. Dann sucht man sich sein Bett aus. Die Schuhe müssen meisten draußen oder an einem bestimmten Ort bleiben. Dann ist Duschen angesagt, andere waschen von Hand einen Teil ihrer Wäsche. Hängt ein wenig davon ab wie viel Sonnenscheindauer man noch zum trocknen hat, oder man benutzt einen Wäschetrockner, falls einer zur Verfügung steht

Ich war Sichtlich fertig und deprimiert,  dass ich auf fremde Hilfe angewiesen war. Wie sollte das gehen mitten auf der Strecke? Ich war an den Abend sehr ruhig. Der Ablauf bei Ankunft ähnelt sich sehr. Erst wird man registriert, bezahlt und bekommt einen Stempel. Dann bekommt man die Bettwäsche oder die Überzüge für die Bettwäsche ausgehändigt. 

Die Herberge in Arres gehört einem Verein. Der Hospitalie der das Ganze führt, ist sehr urig. Wie aus einem Buch entsprungen.  

Arres ist ein kleines Bergdorf. Gerade zu malerisch. Wenn der Pilgervater uns nicht betreut, kocht der Mann für die Pilger und zwar live auf YouTube. Falk und ich, nennen wir sie ab jetzt C. und M., waren natürlich schon länger da. Neben Cisco und Marti und dem Hospitalie, waren noch zwei weitere Spanier da. Schneewittchen und die sieben Zwerge.  

Jaca am morgen

Santa Cilia

Fluss bei Punta la Reina de Jaca

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