Entspanntes ankommen in Toulouse

Freitag, 26. Mai 2023

 Was man klar als Glücksfall bezeichnen kann. Der Vermieter würde das ganze lange Wochenende weg sein und ich hatte das Haus für mich alleine. Jetzt brauchte ich nur noch das Zelt aufbauen. Aber darin hatte ich mittlerweile Routine. Ich machte es mir darin, soweit es geht, mit einer Tüte saurer Weingummi gemütlich. Man glaubt gar nicht wie laut so eine Siedlung am Abend ist, aber bei solchen Gelegenheiten vergesse ich immer die Ohrstöpsel anzuziehen. Ich würde mich aber von solchen Ereignissen, weder aufhalten, noch runterziehen lassen. Da hatte ich schon Anderes überstanden.

Fahrt von Limoges nach Toulouse und weiter nach Castanet-Tolosan. 
Wetter: in Limoges strahlend blauer Himmel, in Toulouse im Süden tatsächlich ein paar Wolken, heiße 27 Grad

Am Morgen bin ich Recht früh, zusammen, mit Ralf unserem Frühaufsteher aufgestanden. Ich wollte den Anderen noch was zum Frühstück machen. Es gab Käse und Schinken belegte Baguette-Sandwiches, hartgekochte Eier und Fruchtquark. Ich beließ es bei Quark und Ei, ich würde in ein paar Stunden in Toulouse sein. 

Der Zug sollte um 11:56 abfahren. Dann ging es ans verabschieden. Das war jetzt nicht besonders schmerzlich, das gehörte dazu, aber nach dem die anderen aufgebrochen waren, viel ich ersteinmal in ein tiefes Loch. Ich war wieder auf mich allein gestellt. Ich machte den Abwasch und räumte mein Zeug zusammen.

Man sollte es nicht für möglich halten, aber nach mehr als zwei Monaten, packte ich den großen Rucksack das erste Mal anders auf den Wagen. Und siehe da viel stabiler und mehr Abstand zu den Rädern. Ich hätte mir viel Ärger und Last ersparen können. Man muss halt mal den Kopf für so etwas frei haben. Es wurde dann aber auch schon Zeit zum Zug zugehen. Den Bahnhof hatte ich schnell gefunden, ich konnte ihn schon von weiten sehen, aber wo war der Eingang? Ein Mann war mir bei der Suche behilflich. Da stand ich nun auf dem Bahnsteig, der Zug sollte bereits in 24 Minuten abfahren. Allzu früh war ich also nicht. Ich hatte den Wagen nicht allzu voll gepackt, falls ich ihn auseinander nehmen musste und eine weitere Tasche in die Hand zu nehmen.

Meine Sorge war aber unberechtigt. Das kleine Fahrradabteil am Ende des Zuges war unbesetzt und blieb es auch. Ich könnte den Wagen gut abstellen, zudem hatte ich meinen Sitzplatz in diesem Wagon. Dies war kein TGV, vergleichbar mit dem ICE, sondern ein stinknormaler Intercity, etwas in die Jahre gekommen, aber er funktionierte, vor allem die Klimaanlage. Die war mir fast zu kalt eingestellt.  

Die beiden hartgekochten Eier die ich mit hatte, waren schnell gegessen. Die Fahrt war ereignislos. Ich konnte ein wenig die Landschaft bewundern. Die hohen Hügel rückten immer näher zusammen. Nicht so schroff wie ich gedacht hätte. Auf der anderen Seite fuhr ich auf einer Eisenbahnstrecke am Rande des Massives und durch nicht wenige Tunnel. Bemerkenswert fand ich nur das ein Halt in Cahors war, dem eigentlichen Etappenziel durch das Zentral-Massivs.

In Toulouse angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren. Ich wollte erst einmal zur Kathedrale, mir einem Stempel holen. Wurde dort aber nicht fündig.  Auf dem Weg dorthin kam ich an sehr vielen Gaststätten vorbei. angesichts der Preise, konnte ich mich aber nicht entscheiden etwas Essen zugehen. Der Hunger wurde langsam größer, es war bereits nach 16 Uhr

Dann erreichte ich die Kirche. Die Kathedrale ist eine merkwürdige Mischung aus romanischer und gotischer Architektur. Man kann richtig sehen das es eigentlich zwei sind. Zudem ist der gotische Teil der Kirche deutlich breiter, als der Rest, so das die keine Flucht aufweist, sondern quasi um die Ecke geht.

Was sollte ich jetzt tun? Der Fußweg nach Castanet-Tolosan, vor den Toren der Stadt würde mindestens zwei Stunden in Anspruch nehmen und ich würde sehr spät aufschlagen. Kam nicht in Frage. Also stieg ich in die Linie B der U-Bahn, die hier auch Metro heißt und fuhr bis zur Endhaltestelle. Dort stieg ich in einen Bus der Linie L6. Das Ganze nur für 1,80 Euro!!!!  Von der, in meiner App angegebenen Haltestelle, bis zum Haus war es nicht weit. 

Dort angekommen, würde ich nicht gerade mit offenen Armen begrüßt. Man telefonierte mit der nicht anwesenden Gastgeberin und ich durfte erst einmal bleiben. Da man sich nicht weiter um mich kümmerte, soviel zu südlicher Gastfreundschaft, kein wie geht es dir, möchtest du bei 27 Grad im Schatten ein Glas Wasser trinken, machte ich mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Als ich zurück war mit einem ganzen Sack von Lebensmitteln und Getränken, setzte ich mich demonstrativ auf die Terrasse und aß genüsslich einen Thunfischsalat. Das nahm meine Gastgeberin zum Anlass hinaus zukommen und mir einen Teller mit Nudeln zu bringen. Es war ihr offensichtlich unangenehm und peinlich. 

Wir führten ein längeres Gespräch. Ihr Mann war offensichtlich alles andere als einverstanden mit meiner Gegenwart. Jetzt hing der Haussegen schief. Wir einigten uns darauf das ich für eine Nacht im Garten bleiben durfte und Morgen in aller Frühe abziehen musste, weil sie ans Meer fuhren. Da ich ja nicht ganz doof bin, hatte ich mich schon nach einem neuen Quartier umgesehen und war 2 Kilometer weiter fündig geworden.

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