Fangen hier schon Pirämen an

Lüttich/ Liege nach St. Severin, 28 km, Reine Gehzeit 7,5 Stunden, 8 bis 12 Grad, Stark bewölkt, später am Nachmittag aufklärend

17. April 2023

Dieser Tag soll schnell erzählt sein und gehört nicht zu meinen Sternstunden. 

Das Frühstück viel kurz aus, weil ich um 8.00 Uhr zum Gottes Dienst wollte. Dann war es auch schon 9.00 Uhr und ich brauch in die Stadt auf, zur St. Jakobus Kirche um mir dort meinen Etappen-Stempel zu holen. Wenn ich schon mal da war wollte ich mir die Kirche auch anschauen. Als es dann wirklich los ging, war es bereits 11.00 Uhr. Ich hatte mir am Vortag ein Zimmerin St. Severin reserviert. Ich wusste das der Weg auf dem Jakobsweg beschwerlich ist. Fast nicht zu schaffen. Dennoch war ich unentschlossen welchen ich einschlagen sollte. 

An der Maas, an der Ourthe entlang oder doch den Jakobsweg? Maas brachte mich meinem Etappenziel zwar nicht näher aber Ourthe war viel zu lang. Also blieb mir nur der Jakobsweg. Kurz hinter Lüttich bog er von der Straße ab, über eine kleine Stützmauer hinweg, direkt den Berg hoch in den Wald ohne Pfad oder Irgendein Weg, etwa 60 Grad Steigung.

Ich kenne niemanden der da freiwillig hochgehen würde. Ich mit meinem Wagen käme da gar nicht hoch. Ich bin der Meinung da jeder in der Lage sein sollte. Wer denkt sich so was aus. Das ist doch kein Kletterstieg. Ich suchte eine Alternativroute. Falsche Entscheidung. Der Pfad führte an einem steilen Abhang entlang, wo ich bei jedem Schritt Angst hatte, das der Wagen hinabstürzt und mich mit in die Tiefe reißt. Der Pfad war schmaler als der Wagen und zum Abgrund abschüssig, mit großen Steinen und Wurzeln durchsetzt und rutschig.

Ich möchte das nie mehr in meinem Leben machen müssen. Blut und Wasser ab ich geschwitzt und Dankgebet gen Himmel geschickt. Danach bin ich einer Hauptverkehrsstraße entlang gegangen. Das war mir aber vollkommen egal. Meine Stimmung besserte sich, als ich bei der Universität von Lüttich, die weit Außerhalt ist, in einer Brasserie ein sehr gutes Bier getrunken habe. 

Mein Weg führte mich dann zur Nationalstraße Route 63, die ist fast Autobahn ähnlich, nicht sehr schön, aber mit einem McDonald's. Ich wollte eine Kleinigkeit essen. Ihr werdet aber nicht glauben, was ich dort Fand. Einen

 

           Santiago Burger

 

Das war nicht die klassische Jakobstrecke und dann das. Ich war ganz aus dem Häuschen und bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Die Entscheidung für das Essen war gefallen. Nach dem Essen fand ich aber eine parallele Strecke zur Route 63 über die Dörfer, die war jetzt zwar nicht wirklich Auto frei, aber viel schöner. Ich musste mich aber beeilen, denn es war schon spät. In St. Severin angekommen, es war kurz nach 19.00 Uhr fand ich das Haus von Madam Dejardin schnell. Ich wurde nach dem klingeln hereingelassen und gleich zum Essen eingeladen. Neben mir und Marie-Paule waren da noch Jerome ein Pilger aus Enschede und der Mann von Madam  Dejardin.

 

 

Nach dem Essen brachte mich Jerome in das eigentliche Quartier, was ganz in der Nähe, in einem zur Kirche gehörenden Gebäude untergebracht war. Es gab ein Matratzenlager, ausreichende Bettwäsche, Kissen und Decken. Eine Küche, ein Essensraum und ein Badezimmer mit Dusche. Viel gemütlicher als es sich anhört.

Natürlich gab es viel zu erzählen. Jerome 44 Jahre, hatte eine kleine Firma und hat spontan beschlossen alles was er hat zu verkaufen und auf dem Camino zu gehen. Alles was er noch hatte ist im seinem Rucksack. Da er Schmerzen in seinem Fuß hatte, wollte er ein paar Tage pausieren. Irgendwann war es aber auch Zeit für uns zu schlafen. Manchmal, wenn ich mich so mit Mitpilgern unterhalte, komme ich mir vor wie einen alter Pilger-Hase vor.

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