Leider waren die Leute hier auch undiszipliniert. Es war bestimmt, schon 23.00Uhr bevor es ruhig wurde, nach einer Stunde begann dann aber die Wanderung auf die Toilette. Man glaubt ja garnicht wieviel Bier Koreaner trinken können. In der Küche standen bestimmt 10 leere ,ein Liter Flaschen Bier. Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen.
Es werden immer mehr Pilger, die von anderen Wegen auf den Camino Frances stoßen. Einige Pilger fangen hier aus Zeitgründen erst an. Andere setzten ihren Camino von letztem mal hier fort. Gründe gibt es mehr als genug.
Man trifft wirklich laufend jemand. Man ist nie alleine. Das kann anstrengend sein. Mir geht es manchmal so. Ich bin dann dafür in der Herberge etwas zurückhaltend. Ich brauche meine Zeit zum Erholen.
Heute habe ich mich, nach dem Vibrationsalarm noch einmal umgedreht. Was war der Erfolg? Es war fast 7.00 Uhr als ich wieder aufwachte. Kein schlechtes Gefühl. Dafür waren dann aber besonders viele Pilger auf der Straße. Man geht dann halt so in der Masse mit und unterhält sich mit Leuten die man bereits kennt.
Ihr fragt Euch bestimmt, was hat das mit dem 100 km Stein auf sich? Ist das nur rein geographisch zu sehen? Nein, man muss als a Fußgänger mindestens 100 km zurück gelegt haben, um die Compostela Urkunde und damit den Sündennachlass zu erhalten. Für Rad, Pferd oder Schiff gelten andere Entfernungen.
Natürlich gibt es an allen Ecken und Kanten Sehenswürdigkeiten. Zum einem muss man dann aber auch Umwege in Kauf nehmen, zu andren kostest das Zeit. Wäre ich nicht bereits so lange unterwegs und hatte ich nicht bereits Vieles gesehen, wäre das bestimmt eine Option für mich. Ich werde später sicherlich bedauern einige Plätze nicht aufgesucht zu haben. So ist das aber im Leben, man kann das eine nicht ohne das Andere haben.
Orte: Sarria, Barbadelo, Rente, Marzan, Leiman, Peruscallo, Morgade, Ferreiros, A Pena, Mercadoiro, Moutras, A Parrocha, Vilacha und Portomarine
Etappe von Sarria nach Portomarine, 23 km, reine Gehzeit 5:30 Stunden
Wetter: Das Wetter war durchwachsen, morgens starteten wir bei sonnigen 15 Grad und kamen bei stark bewölkten und windigen 24 Grad an. Im Verlauf des Nachmittags regnete es auch leicht.
Die Orte muß man sich nicht alle merken. Sie sind aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur. Nur A Pena ist bemerkenswert, dort steht der 100 km Stein.
Nach Portomarine geht es Recht lange hinab. Das neue Portomarine liegt an einem Stausee. Das alte im Stausee. Der Staudamm wurde in den 50zigern gebaut. Als der See geflutet wurde ging Alt -Portomarine unter.
Eine Frühstückspause gibt es nur wenn ich nicht bereits im Quartier gefrühstückt habe.
Die genannten Orte sind winzig. Leben von der Landwirtschaft. Meistens Milchkühe. Was man an den Pilgern verdient, dient mehr dem finanziellen Überleben. Reich sind die Menschen hier nicht. Sie sind von Altersarmut geprägt. Ich kann nur sagen, bei den Preisen hier, wäre Geiz hier an der vollkommenen falschen Stelle. Deswegen mache ich nicht häufiger Rast. Ich habe meinen eigenen Rhythmus.
Und je näher ich nach Santiago komme werden es noch mehr Pilger werden. Die Wege sind selten mal nicht glatt und aufgeräumt. Das heißt nicht das es keine Steigungen und Gefälle gebe. Die sind aber in der Regel nicht bedeutend. Galizien ist eben das Land der Hügel.
Dann ging ich zu der Herberge die ich mir ausgesucht hatte. Da war nur noch ein Platz frei. Ich bekam den oberen Platz im einzigen Doppelstockbett im Haus. Na toll. Dafür hab es aber richtige Bettwäsche und Handtücher. Das laß ich mir gefallen. Das Ganze war zu dem überschaubar.
Heute führt eine moderne Hochbrücke über den aufgestauten Fluss. Der See führt erschreckend wenig Wasser. Man kann es an den Spuren an den Brückenpfeilern erkennen, wie hoch das Wasser sein kann. Das hat mir aber den Übergang nicht leichter gemacht. Ich bin wirklich nicht mehr schwindelfrei. Der Gehweg ist sehr schmal und mitten auf der Brücke wehte ein extrem starker Wind. Ich fühlte mich mehr als unwohl, um es vorsichtig auszudrücken.
Die beiden Kirchen und das erhaltene Stück einer Römerbrücke wurden gerettet und im neuen Portomarine wieder aufgebaut. Portomarine war im Mittelalter ein bedeutender Knotenpunkt am Camino. Hier gab es einen einzigen Übergang über den Fluss Mino.
Nach dem obligatorischen Einkauf. Ging ich eine Kleinigkeit Essen. Es gab Octopus. Man merkt die Nähe zum Meer.
Die Hälfte der Pilger, wenn nicht mehr kannte ich. Kaum ging ich ins Freie um auf einer Bank zu schreiben musste ich schon wieder rein, es fing an zu regnen. Es wurde über den Abend auch nicht besser. Immer wieder gab es Schauer.
Ich bin in Galizien. Um 20.00 Uhr ging es zum Gottesdienst. Danach war ich Recht müde und legte mich ins Bett und schrieb den Bericht zu Ende. Ich war sogar kurz eingeschlafen.
Von hier sind es nur noch 101,996 km