14
April
2023

Printen nicht nur zur Weihnachszeit

Kornelimünster nach Aachen, 10 km, Reine Gehzeit etwas mehr als 2 Stunden, strahlender Sonnenschein,  Abends etwas eingetrübt, 11 Grad

Wegpunkte: Kornelimünster, Euch, Hitfeld, Burscheid und Aachen-Zentrum

Ursprünglich wollte ich heute ausschlafen, aber ab 5.00 Uhr war die Nacht für mich zu Ende. Ein Versuch wieder einzuschlafen scheiterte. Als dann um 6.00 Uhr die Kirchenglocken läuterten, dachte ich mir, dann kann ich jetzt beim Laudes* teilnehmen. Gesagt, getan. Danach ging ich wieder auf mein Zimmer um zu duschen und um dann zu frühstücken. Mit Ricarda, einer Lehrerin, die immer wieder mal ihrem Urlaub in einem Kloster verbringt, unterhalten. Ricarda erklärte mir, auf meine Frage hin, wo für die Gäste die kalten Getränke auf der Etage stehen. Ich war ganz geknickt, weil ich gestern so einen Durst hatte und nichts trinken konnte. Wieder auf meinem Zimmer versuchte ich in Aachen eine Unterkunft zu organisieren.

*Morgengebet/Lobgesang

Aber wen immer ich auch anrief, war selber verreist, auf dem Camino unterwegs oder wollte den nächsten Tag selber dorthin aufbrechen. Dazu muss man wissen es gibt in Aachen relativ viele Adressen und Pilgerfreunde. Bei einer Nummer erreichte ich Niemanden. Es war schon spät. Der Bericht für Donnerstag war auch schon fertig. Also the same procedure as every day. Füße versorgen und den Wagen fertig packen.

Bei der Gelegenheit bekam ich auch meine Stempel. Ricarda versprach mir, noch ein Kölsch hinzustellen. Dann ging ich den Ort. Zuerst zur alten Reichsabtei, die bis 1802 den Benediktiner gehörte, heute dem Land NRW. Leider kam ich nicht rein, da ich eine halbe Stunde zu früh war. Die Tür stand zwar sperrangelweit offen, aber das Personal hätte ja vielleicht das Gebäude wegschleppen können. In die Kirche, mit den bedeutsamen Reliquien, der die Stadt den Namen und die Bedeutung gab, kam ich, wegen Bauarbeiten auch nicht rein. Dann entschloss ich mich halt rauf auf zur Bergkirche, unmittelbar über der Altstadt.

Bergkirche

Von dort hat man einen sehr schönen Blick über das Umland und den Ort. (siehe Bild oben rechts)

Wieder unten im Ort, schaute ich mir die wenigen Altstadtgassen an. Wäre noch schöner gewesen, wenn die Müllabfuhr schon da gewesen wäre und nicht überall die Panzer von Autos rumstehen würden. "Wann werden SUV endlich richtig besteuert?"

Da es nicht mehr zu sehen gab, bin ich wieder zum Kloster rauf. Ricarda hat Wort gehalten. Das Bier stand da. Und ein Zettel mit einem sehr lieben Spruch darauf.

Ich machte mich jetzt auf dem Weg und trank unweit des Kloster das Bier erstmal aus. Der Tank war voll, es konnte losgehen. 4,5 Kilometer ging es erst einmal durch das grüne Gelände. Dabei habe ich auch einmal den Weg verloren. Frag mich nicht Wie? Ich weiß es nicht, bin immer den Weg mit dem bezeichnenden Namen ""Bierstrauch"" gefolgt.

Kam aber nach einigen hundert Meter wo anders raus. Es war aber nicht weiter tragisch. dann war ich schon am Stadtrand von Aachen. Der Weg leicht zu finden.

Da muss ich hin

Von da kam ich

Aachen, Stadt der Printen

Aber dann stellte mich Aachen-Burtscheid vor eine Herausforderung. Was wahrscheinlich die wenigsten von euch wissen, mich eingeschlossen, Aachen ist ein Kur- und Heilbad ohne das es in den Namenzusatz "Bad" trägt.

Aachen oder zu mindestens Burscheid, zeichnet sich durch, sagen wir Mal, Hanglage aus und der Jakobsweg geht mitten durch (s. Bild weiter oben), Treppen, Treppen und nochmals Treppen. Was den einen Pilger nur ein müdes lächeln entlockt, trieb mir mit meinen Wagen Sorgenfalten auf die Stirn.

Mit Hilfe von Einheimischen gelang es mir das Problem großräumig zu umgehen und kam meinem Ziel dem Aachener Dom immer näher. 

Als erstes ging ich zur Dom Info. Dort kann man, neben dem Dom selbst, einen Stempel erhalten. Da ich mit dem Pilgerwagen niemals in den Dom hinein gekommen wäre, konnte ich ihn freundlicherweise Draußen abstellen. Ob der Aachener Dom den Namen "Dom" zu Recht trägt, sei einmal dahin gestellt. Er ist halt als Pfalzkapelle im Jahr 805 im Auftrag von Karl dem Großen erbaut worden. 

Reichsabtei

Er wurde in den mehr als 1000 Jahren seines Bestehens immer wieder erweitert und verändert. Was man aber sagen kann, man wird keinen zweiten Sakralbau, wie den Aachener Dom auf der Welt finden. Das muss man gesehen haben in Zusammenhang mit der Entstehung sehen. 

Für mich das achte Weltwunder und er Ort mit dem Schrein und Thron Karls des Großen **, wo man Geschichte fast mit dem Händen greifen kann. Die Keimzelle Europas, wie wir es kennen. 

Die Aachener Altstadt ist auch schön anzuschauen, aber es bedürfte genau wie der Dom eine Führung um der Sache gerecht zu werden. Da das Wetter noch schön ist, bestellte ich mir auf dem Domplatz bei einem Eiscafe ein riesiges Eis, mit vier großen Kugeln. Bei dem Preis musste ich aber etwas Schlucken. Wie der Teufel es wollte fing es dann gerade an zu tröpfeln. Also hinein in das Cafe. War nichts mit in der Sonne Eis schlecken. 

Dann bekam ich einen Anruf, von einer Unterkunft wo ich vorher Niemanden erreicht hatte. Es war Ul(i)rike Rübsteck. Wir tauschen uns aus und ich hatte eine Übernachtung für diesen Tag. Fantastisch. Ob ihr es glaubt oder nicht, es gang nach Burscheid. Diesmal war ich schlauer(Ihr erinnert Euch !!!!!!Treppen!!!!!) Eine halbe Stunde nachdem ich mein Eis gegessen hatte, war ich auch schon da. Ich wurde von Uli und Rudi und dem Aidale-Terrier auf das freundlichste begrüßt. Nur Minuten später fuhr dann auch Klaus, Ulis Mann vor. Ihr müsst einmal mein Glück fassen, die Drei waren am diesem Tag gerade aus dem Urlaub zurück gekommen und sollten sich jetzt mit mir herum plagen.

Später beim Essen und einem Eifeler Landbier, wurde viel gefachsimpelt und Geschichten ausgetauscht. Uli hat sehr viel Erfahrung auf dem Camino und wusste viel zu erzählen. Aber irgendwann ist auch der schönste Abend zu Ende und ich machte mich in mein kleines Reich auf um selig einzuschlummern.

Aber da wären wir auch schon beim Pudels Kern, entschuldigt das Wortspiel. Uli und Klaus, allem voran Uli, haben ein kleines Pilgerparadies aufgebaut, da passt einfach alles vom Quartier. Über die Versorgung und das Infomaterial und zu guter Letzt der kameradschaftliche Umgangston. Man spürte mit welcher Leidenschaft man hier dabei war. Ich ging kurz nach der Einweisung einkaufen, machte mich frisch und konnte endlich die Schuhe ausziehen.

Wegbilder

**Karl der Große

 

Karl der Große war König des Fränkischen Reiches. Damals, im frühen Mittelalter, eroberte er viele Gebiete, so dass sein Reich fast ganz Westeuropa umfasste. Für manche war er einfach ein mächtiger Herrscher, andere halten ihn für einen "Vater Europas"

 

Karl stammte aus einer Familie, die man die Karolinger nennt. Schon sein Großvater Karl Martell hatte den eigentlichen König der Franken verdrängt, der aus einer anderen Familie stammte. Karl förderte die Kunst und die Wissenschaft und sorgte dafür, dass es im Reich bessere Schulen gab. Allerdingst hat Karl auch viele Kriege geführt. Der längste war der gegen die Sachsen, die dort lebten, wo heute Niedersachsen liegt. Die Sachsen mussten nach der Eroberung Christen werden. Damals hat jemand aufgeschrieben, dass Karl sogar viertausendfünfhundert Sachsen enthauptet habe. Heute hält man das aber für falsch, denn man hat keine sonstige Beweise dafür gefunden.

 

Damals gab es keine Hauptstadt. Stattdessen reiste Karl mit seinen Mitarbeitern von Ort zu Ort, um zu regieren und recht zu sprechen. Am liebsten hielt er sich aber in Aachen auf, wo er auch den Dom bauen ließ. Im Jahr 800 reiste er nach Rom. dort hat ihn der Papst zum Kaiser gekrönt. Damit wollte er sagen, dass Karl eigentlich ein Germane, der neue Kaiser des westlichen Römischen Reiches war.

 

Karl starb im Jahr 814. Knapp dreißig Jahre später teilte man sein Reich auf. Aus dem Osten wurde schließlich das Heilige Römische Reich. Das war eine Art Vorläufer von Deutschland. Aber auch Menschen in Frankreich meinen, dass Karl der Große ihr Land gegründet habe. Manche Deutsche und Franzosen haben sich im 19. Jahrhundert und danach gestritten, wem Karl eigentlich "gehört".

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten einige Länder in Westeuropa mehr zusammenarbeiten. So schlossen sie ein Bündnis, aus dem später die Europäische Union wurde. Diese Länder lagen ungefähr dort, wo Karl sein Reich hatte. So entstand die Idee, in Karl den gemeinsamen Vater Europas zu sehen. So hatten manche ihn schon genannt, als er noch lebte. Damals hatte man aber nur damit sagen wollen, dass sein Reich sehr groß war.

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