Etappe Charlevill/Mezieres nach Viel Sainte Remy, 28 km, reine Gehzeit 6,5 Stunden, 1-14 Grad, Sonnenschein, geringe Bewölkung. Die Sonne schon sehr stark, die Luft eher noch frisch
Orte: Charleville, Prix-les-Meziers, Warnecourt, Barbe en Croc, Jandun, Lanois-sur-Vence, Viel Saint Remy
Im Vergleich zu Gestern, war das heute ein Spaziergang. Gut körperlich ist das immer anstrengend. Bei einer geringen Etappe von 25 Kilometern, ließ ich mir aber sogar etwas Zeit und der Aufbruch war mit 9.00 Uhr auch nicht allzu früh.
Ich packte meinen Wagen aber wie immer sehr sorgfältig und nahm mir Zeit für ein Frühstück. Wie angekündigt war es am diesem Morgen sehr kalt, mit bis zu -1 Grad. Als ich dann los ging hatte es sich auch 1 Grad erwärmt und bei dem Sonnenschein und meiner Stimmung kam es mir kein bisschen kalt vor
Gut warm angezogen war ich auch, aber die Handschuhe steckte ich gleich wieder weg. Aus der Stadt ging es schnell hinaus und ich sah ein letztes mal die Meuse.
Vorbei ging es an einem Caravanplatz vom fahrendem Volk, die in einem Zelt eine Messe abhielten, vorbei. Ich hätte zu gerne daran teilgenommen, aber es zog mich weiter. Nach 5 Kilometer, musste ich vom Fahrradweg auf die Straße ausweichen. Alle meine Apps hatten mir keine vernünftige Wanderruten angezeigt. Es sei denn ich wollte 97 km gehen. Wollte ich nicht.
Ich hatte bedenken, was die Landstraße angehet. Das erwies sich als unbegründet. Frankreich ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, hat aber eine geringe Bevölkerungszahl. Das macht sich auch auf den Straßen bemerkbar.
So stampfte ich munter darauf los. Die Sonne heizte mir gut ein. Bei einer Trinkpause glaubte ich, ich hätte meinen Hut verloren. Es hing nur noch die Hutschnur am Rucksack. Der Hut befand sich dann aber unter einer Bank.
Ob, mir das gefällt?
Das Gelände hatte es in sich. Habe ich schon erwähnt, dass ich Gefälle nicht mag???? Es folgt unweigerlich eine Steigung.
Gefälle
Radweg
In Barbe en Croc einem wirklich winzigen Ort, wollte ich am Ortsausgang, einen Apfel auf einer Bank, essen. Ich hatte bisher 12 km zurück gelegt. Halbzeit. Als mich ein dringendes Bedürfnis überkam. Ich ging die Straße wieder runter, bis zu einem Haus wo ein Auto vor der Tür stand. Ich klingelte und meine Bitte vorgebracht. Alles gut.
Als ich wieder gehen wollte, legte die Dame des Hauses ihr Veto ein. Man war gerade beim Mittagsessen und lud mich ein mitzuessen. Ich holte schnell meine Sachen. Ich blieb eine Stunde. Ich rundum zufrieden. Das Essen, der Käse, der Wein, der Nachttisch und nicht zuvergessen der Kaffee waren sehr lecker.
Wem habe ich dieses Beispiel von Gastfreundschaft zu verdanken??? Der Familie Tochon. Der Hausherr Denis und seine Frau Jaqueline, die Freunde der Familie Michel und Melanie und deren Kindern.
Michel ist aus Lothringen und spricht etwas Deutsch, Jaqueline hat wohl mal in Friedrichshafen gearbeitet und konnte noch einen deutschen Schlager singen. Die Kinder haben Deutsch in der Schule, konnten aber nicht bewegt werden etwas auf deutsch zu sprechen. Kennt man ja.
So ein Empfang macht nicht nur satt, sondern auch Glücklich. Bravo Familie Touchon.
Die letzten Kilometer sollten dann wieder durchs Grüne gehen. Um mal zur Schande ein paar Klischees zu bedienen, an einer Wohnwagensiedlung von Altmetallhändlern fühlte ich mich schon etwas beobachtet und unwohl und setzte meinen Weg eilig fort. Was sogleich bestraft wurde. Die Rue Viel Sainte Remy ist nicht zu verwechseln mit einen Hinweisschild Viel Sainte Remy. Das brachte mir einen Umweg von 3 Kilometern ein. Da war bei mir schon etwas Luft raus und ich fand das gar nicht lustig.
Da steht mein Steak auf der Weide
In Viel Sainte Remy angekommen führte mich mein erster Weg zum Rathaus. Es sollte um 17.30 Uhr erst aufmachen. Jedes noch so kleine Kaff hat hier ein Rathaus. Die Bürgermeister sind gewählt und machen die Arbeit nur nebenbei. Daher haben sie nur stundenweise auf und auch nicht jeden Tag.
Da hatte ich also noch eine Stunde Zeit mich auszuruhen. Ich ging zum Quartier, auch von Airbnb und stellte mich vor, mir wurde alles gezeigt. Diesmal hatte ich aber nur ein Zimmer mit Frühstück. Ich breitete mich erstmal aus und pflegte meine Füße. Mein tägliches Ritual. Dann ging es unter die Dusche. Vorher hatte ich meine Getränke in dem Kühlschrank geparkt. So konnte ich nach der Dusche mein Siegesbier auf der Terrasse geniesen.
Durch den Wald
Das Interesse meiner Gastgeber, an meiner Reise und mir, hielt sich in Grenzen. Auch gut. Ich ging als es an der Zeit zum Rathaus für den Stempel meiner Etappe. Auf dem Rückweg wollte ich mir die Kirche anschauen, aber die war geschlossen
Als ich schon weggehen wollte, kam eine Frau aus dem Haus gegenüber und schloss mir die Kirche auf. Die Dame hatte wohl belgische Wurzeln und Verstand mich ein wenig. Der Zustand der Kirche war erbärmlich. Das Einzige herausragende war eine Bildtafel über die Resistance. Am Samstag sollte wohl ein großes Treffen in der Kirche stattfinden. Die Dame hätte sich gefreut, wenn ich auch dabei gewesen wäre. Ich hatte so meine Zweifel, ob dass für alle Teilnehmer zutreffen würde.
Ich verabschiedete mich artig und ging auf mein Zimmer. Dort schrieb ich an einem Bericht und bereitete mir mein Essen zu. Auf ein bezahltes Abendessen hatte ich verständlicherweise kein Lust. Die Planungen für die nächsten Tage dauerten bis spät am Abend und hielten mich auch in der Nacht noch gefangen.