Dann ging ich noch Getränke und Toastbrot einkaufen. Das Abendessen beginn ich sehr vorsichtig. Dann die morgendliche Abreise vorbereiten und Bericht schreiben. Heute Abend kamen die jungen Leute nicht zur Ruhe und mussten zur Ordnung gerufen werden. Das muss man aber nur einmal machen.
14Die Herberge der Xunta Galicia, man merke an Galizien hat seine eigene Sprache, ist mit 106 Plätzen Recht groß. Alles ist fein bis auf die Küchenausstattung. Die ist ein Witz. Zwei Herde, Küchenschränke ohne Ende, aber nur zwei Töpfe, drei Teller, 6 Gabeln und ein Messer und ein paar Gläser. Suppe essen wird schon mal schwer. Gut das ich mein eigenes Besteck und Geschirr habe.
O Cebreiro steht so sinnbildlich für die Mühen die die Menschen auf sich nehmen auf den Jakobsweg, im Leben und an die Annäherung zu Gott. Selten ist man dem so nahe wie hier. Hier kommt alles zusammen. Körper und Geist. Das Fleisch ist vergänglich. Wer Gott folgt, folgt dem Geist und ist nicht mehre länger Fleisch.
Was macht O Cebreiro so besonders? Da gibt es einiges. Fangen wir vorne an. Es ist der erste Ort nach dem wirklich extrem körperlichen anstrengenden Aufstieg. Der erste Ort in Galizien. Ein bedeutender Wahlfahrtsorte. Dort hatte sich im Mittelalter das Wunder von der tatsächlichen Fleischwerdung der Hostie zugetragen. Wenn das nicht reicht, die Kirche Santa Maria war die Kirche von Pfarrer Elias Valiña Sampedro. Er hat beginnend in den 80 ziger Jahren des 20.Jahrhunderts, das Pilgerwesen auf den Jakobsweg neu ins Leben gerufen. Er hat nicht nur viel dazu geschrieben und das Herbergswesen indiziert, höchst selbst hat er hunderte von Kilometern Wege markiert. Er ist der Erfinder des gelben Pfeils. Er wird heute international an diesen Ort von hunderten Jakobsgesellschaften geehrt. Galizien vergibt jedes Jahr einen Preis in seinem Namen. Er selbst wurde in seiner Kirche, die er mühevoll restauriert hat, bestattet.
In O Cebreiro hatte ich etwas mühe die Herberge der galizischen Regierung zu finden. Dabei ist der Ort wirklich klein. Ein Schild wäre nicht schlecht gewesen. Der Ort ist ein Bilderbuch Bergdorf. 100 Prozent auf Pilger eingestellt und sonst nichts.
Die Restlichen 2,2 Kilometer waren auch anstrengend, aber der Weg war viel besser.
Oben gab es erst einmal ein Kaltgetränk. Eigentlich wollte ich weiter die Straße gehen, aber ich hatte Angst den Stein der anzeigt das man Galizien betritt zu verpassen.
Da kam ein Lkw auf mich zu und machte keine Anstalten auszuweichen. Ich musste In den Graben springen. Was für ein Cabrón. Es wäre besser, er begegnet mir nicht wieder. Die Straße muss man sich vorstellen wie der Camino, nur ohne Steine. Sie ging gerade den Berg hoch. Ich bin einiges gewöhnt, aber eine so lange Steigung hat es wirklich in sich. Die Fahrradfahrer und ich, quälten uns die Kilometer bis nach La Laguna hoch.
Nach 600 Metern, es hätten auch 3 Kilometer sein können, kam ich völlig geschafft in La Faba an. Wir stürzten uns über den Trinkwasserbrunnen. Mein Gürtel für den Wagen hatte komplett versagt. Er war immer tiefer gerutscht. Spätestens nach hundert Metern musste ich ihn neu richten. Das ist sehr nervig und erschwert das ziehen unglaublich. viele machten in La Faba Pause. Ich schaute mir den Weg hinter La Faba kurz an und kam zu dem Schluss, das ich mir das keine weitere 5 Kilometer nicht antun wollte und beschloss die Straße zu nehmen nach La Laguna. Dafür musste ich aber erst wieder runter zu einem Bachlauf und auf der anderen Seite wieder hoch. Die Straße war nicht sehr breit.
Erst einmal auf einer Straße. Das ging noch ganz gut. Nach einer Viertel Stunde habe man die Wahl zwischen der Straße, z.B. für Fahrräder und einem Wanderweg für Fußgänger. Ich entschied mich für den Fußweg. Zuerst ging es runter, dabei blieb es aber nicht lange. Dann ging es steil hoch. Über viele sehr große Steine und Schotter. Es war für alle sehr anstrengend.
Nach einer ganzen Weile mach ich Frühstückspause und hatte einen Videogespräch mit Maren und Tim. Dann ging es weiter bis Las Herrerias. Dort hat man schon die Nationalstraße verlassen. Ich machte Pause, aß ein paar Eier und bereitete mich seelisch vor. Direkt hinter dem Ort beginnt der Einstieg.
Ich folgte der Nationalstraße. Das erwies sich aber als halb so schlimm. Zum einem kommen da viele Orte wo man rasten kann wenn man möchte. Zum anderen sind dort nach einer Weile drei Straßen die durch das Tal führen. Zum einem die hochgeständerte Autobahn, die den meisten Verkehr aufnimmt, zum anderen die "alte" Nationalstraße wo ab und zu ein Auto fährt. Zu guter letzt die Dorfstraße die von Ort zu Ort führt und einen guten Teil des Camino ausmacht. Da wo der Camino am der Nationalstraße entlangführt, hatte man sich alle erdenklichen Mühe gegeben diesen von der Straße zu trennen.
Meine Herberge ist ja gleich am Ortsausgang und Ggeich bin ich vor eine Entscheidung gestellt. Alternativroute oder Hauptweg. Ich gebe zu, es hat mich etwas abgeschreckt das die Alternativroute gleich steil in die Berge geht. Möglich das die Strecke nachher ganz flach ist. Ich werde es wohl nie erfahren.
Das ist einer der körperlich anspruchsvollsten Etappen in Spanien. Wenn ich das sage, könnt ihr mir das glauben. Auch wenn meine App das schon angedeutet hat. Jetzt bin ich ja etwas eingeschränkt in meinen Möglichkeiten, manche würden sagen behindert. Aber ich werde den Wagen bis Santiago schleppen. Um so bewundertswerter wie jung und alt den Weg schaffen. Chapeau! Sie wandern alle wie die alten Hasen. Und das nach wenigen Wochen.
Heute geht es von der autonomen Gemeinschaft Kastilien und Leon, Provinz Leon, zu der autonomen Gemeinschaft Galizien, Provinz Lugo.
Orte: Villafranca del Bierzo, Pereje, Trabadelo, la Portela de Valcarce, Ambasmestas, Vega de Valcarce, Ruitelan, las Herrerias, la Faba, la Laguna de Castilla und O Cebreiro
Etappe von Villafranca del Bierzo nach O Cebreiro, 30 km, reine Gehzeit 7 Stunden
Wetter: 11 bis 28 Grad. Am Morgen war es sehr frisch, zumal die Sonnenstrahlen nicht, das Tal zwischen den Bergen erreichte. Beim Aufstieg, wenn man es nicht gebrauchen kann, wurde es sehr warm war
Nach dem Essen, unterbrochen vom notwendigen Ausruhen, ging es in den Pilgergottesdienst. Der war sehr ergreifend und eindringlich.
Leider nahm das Essen kein gutes Ende. Das Brot was ich regelmäßig in die Suppe tunke, war wohl etwas sehr hart. Weil ich zu bequem war, es zu schneiden, biss ich Stücke davon ab. Um es kurz zu machen, ein Stück meines rechten Schneidezahn brach dabei ab. Ich habe gleich mit meinem Zahnarzt in Deutschland und meiner Reiseversicherung telefoniert. Der Arzt meinte , wenn ich keine Beschwerden habe, brauche ich nichts zu machen. Termin haben wir auch gleich vereinbart. Ich habe aber Sorge das ich beim beißen einmal nicht aufpasse und noch mehr kaputt geht. Ich werde mir ein Provisorium in Sarria machen lassen. Hoffentlich klappt das so wie ich mir das vorstelle.
Villafranca am Morgen